So, melde mich zurück. Das war ganz schön anstrengend gestern, denn durch die TV-Produktion zog sich das alles wahnsinnig in die Länge. Bis ich da endlich raus war, war es halb elf abends und dann musste ich noch 300 km nach hause fahren. Das war echt nicht ganz ohne, zumal ich seit vier Uhr auf den Beinen war und eh kaum geschlafen hatte. Gerade eben kam aber sogar schon eine Entschuldigungsmail von Manuel, war wohl echt eine Ausnahmesituation gestern. Also Schwamm drüber. Schliesslich haben wir uns alle für ein Cockpit in einem 24h-Rennen beworben. An die ganzen Kameras werde ich mich so schnell aber wohl nicht gewöhnen...
Aber fahren durften wir gestern auch zwischendurch.
Auf der Handlingstrecke in den Serien-Astras bekamen wir einige Einführungsrunden, wobei jeder mal eine Runde hinter Sascha herfahren durfte. Gefahren wurde mit ESP, dadurch wurde man gezwungen, eine möglichst saubere Linie und möglichst rund zu fahren. Soweit zumindest die Theorie. Hat bei mir dann so semi-geklappt...

Zunächst hatte man im Prinzip keine Möglichkeit, sich an den Bremspunkt in der ersten Kurve ranzutasten, so dass man da in der ersten gezeiteten Runde mehr oder weniger blind angeflogen kam. Und mit dem rund fahren bei dem eckigen Kurs war auch leichter gesagt als getan. Ich hatte ständig das Gefühl, ich wär mit angezogener Handbremse unterwegs. Linie war denk ich gut, aber aus den Ecken raus kam einfach garnix. Die Zeiten waren laut Manuel zwar ok, aber ich war alles andere als zufrieden mit mir selbst und habe mich sicher irgendwo im Mittelfeld einsortiert. Nur vier Leute mussten nach dieser Übung gehen, das Niveau heute war wohl relativ hoch. Kein Vergleich mehr zu Level 1.
Nach dem Mittagessen ging es dann an den erweiterten Pylonenkurs. Jeder Teilnehmer hatte am Tag schon die Möglichkeit, die Strecke mit dem Serien-Astra kennenzulernen. Der Leitplankenkanal, wo man sich in Level 1 noch zum schnellen Spurwechsel anstellen musste, gehört nun mit zur Strecke. Hier werden schon ganz ordentliche Geschwindigkeiten erreicht, und die Schwierigkeit wird ganz klar sein, dort später seine Bremspunkte zu treffen, insbesondere auf der Gegengeraden, wo man anschliessend zielsicher in eine Pylonengasse einbiegen muss. Da der Corsa am Vortag ja anständig kaltverformt wurde - die Leitplanke ließ erahnen, wie es da gekracht haben muss - stand also wieder der RCN-Astra bereit. Noch war es trocken, so dass die ersten vier Teilnehmer auf Slicks starten konnten. Doch dann kam der Regen. Und das nicht zu knapp. Nach kurzem Experiment mit Regenreifen bekam der Astra dann aber überraschenderweise Strassenreifen. Manuel meinte, die Strecke wäre nicht nass genug. Dabei schüttete es wie aus Eimern! Aber die motorsporterfahrenen Teilnehmer vermuteten, dass die Regenreifen aufgrund der fehlenden Geraden einfach keine Zeit zum abkühlen haben. Nun gut, so soll es sein. Ich musste mich eh noch in Geduld üben, weil ich ziemlich am Schluss dran war. Das dauert halt, bis da über 30 Teilnehmer durch sind.
Aber dann sollte auch ich meine Chance bekommen. Als ich in den Regen rausstapfte, stellte ich mich schon geistig auf eine Rutschpartie sondergleichen ein. Diese Befürchtung war aber schon nach der ersten Kurve wie weggeblasen. Unfassbar, was der Dunlop bei Nässe für einen Grip aufbaut. Der Astra fuhr wie auf Schienen, liess sich absolut präzise um die Pylonen werfen, blieb sehr sehr lange neutral, keine Spur von Untersteuern, wenn man mit dem Gas etwas vorsichtig war. Klar musste man beim bremsen und beim rausbeschleunigen etwas auf der Hut sein, aber alles unkritisch und easy zu handlen. Die Bremspunkte in der neuen Leitplanken-Schleife, vor denen ich an sich am meisten Respekt hatte, passten schon in der Einführungsrunde auf Anhieb. Meine beiden gezeiteten Runden fühlten sich super an, wenn auch sicher nicht am Limit. Meine Selbsteinschätzung sollte sich bestätigen, denn ich wurde von ein paar grinsenden Instruktoren empfangen, die es nach wie vor einfach nicht wahrhaben wollen, dass ich absolut keine Motorsport-Erfahrung habe. Linie super, fehlerfrei und "scheisseschnell". Laut einem der Teilnehmer, der schon vor mir gefahren ist und die ganze Zeit fleissig mitgestoppt hatte, war ich mit zweimal 50,3 der schnellste im Regen und einer von dreien, die überhaupt unter 51s geblieben sind.
Alles in allem also wieder ein fantastisches Erlebnis gestern, wobei diesmal besonders viel Wert auf die größte aller Rennfahrertugenden gelegt wurde: Geduld!
