Ich erinnere mich noch gerne meiner ersten Online-Rennen.
Hatte im (seligen) Dirk-Wagner-Forum herausgefunden, wie dieses Mysterium "VROC" funktioniert. Natürlich hatte mir keiner gesagt, dass es einen deutschen Chatroom gibt, und natürlich war mir auch vollkommen verborgen geblieben, dass es extra deustche Server gibt. Na, egal.
Onkel Crippen logt sich munter im VROC ein, überprüft das, was er auf seinem Bildschrim jetzt neues sieht, und entscheidet sich spontan für ein offenes Kyalami-Rennen (ein anderes war ja auch gar nicht möglich, da mir für die deutschen Server ja keinPW bekannt war).
Coole Sache, ohne Zweifel. In meinem ersten Online-Rennen direkt Pole gefahren, schnellste Rennrunde und Sieg. Der Haken: es war nur ein einziger Gegner auf dem Server, der mit meinen epochalen 1:27er Runden einfach nicht mithalten konnte.
Nach diesem Erfolgserlebnis gewann ich Spaß an der Sache und fing an mich näher mit der deutschen Online-Szene zu beschäftigen. Schnell stellte sich heraus, dass es zwei Optionen gab. Die (damals noch) OLC und die GGPLC. Die OLC bot den leichteren Einstig, da man sich für jedes Rennen einzeln anmelden konnte, die GGPLC wirkte auf mich wie ein Haufen vollkommener Aliens, die sogar unter 1:30 in Monaco fuhren. Da würde ich nie und niemals mithalten können.
So erfuhr ich vom deutschen Chatroom und den deutschen Servern, schaffte es aber bedauerlicherweise nie, mich tatsächlich mal für ein OLC-Rennen anzumelden. Online-Fahren machte mir aber einen Risenspaß, und so habe ich schnell reagiert, als von Rühl und Joschi ein zweites Grid der GGPLC ins Leben gerufen wurde. Im Anschreiben, das den Anmelde aufruf enthielt, stand etwas, dass weniger die Schnelligkeit, als vielmehr die Streckenkenntisse und die Konstanz gefragt seien. Genau meine Kragenweite, wie mir schien. Vor allem, als ich die weiteren Anmeldungen sah, die so (mir)nichtssagende Namen wie Eberhard Krieger und Bee enthielten. Solche Leute müßte ich eigentlich schlagen können, dachte ich mir, und sah mich bereits als unantastbaren Champion.
Machen wir's kurz: der Weg war hart, und ich hab mächtig was auf die Fresse bekommen. Ich bin in der Saison nur 4 mal ins Ziel gekommen, in jedem Rennen überrundet worden, und am Ende 15. in der Gesamtwertung geworden.
In der nächsten Saison war ich schon ein bißchen schneller unterwegs, hatte dafür aber nur 2 Zielankünfte, aber jetzt, in meiner 3. Saison stehe ich kurz vor Ende der Saison immerhin als Meisterschaftsdritter da. Eigentlich ganz ordentlich, für meine Verhältnisse.
Aber wenn ich es in der Rückschau mal betrachte, fallen einige Rennen ganz besonders deutlich auf, weil ich in ihnen am meisten gelernt habe: Rouen, in meiner ersten Saison, bei meiner ersten Zielankunft. Weil ich gemerkt habe, dass man mit konstanter Fahrt immerhin 5. werden kann, auch wenn man auf keinen Fall der fünftschnellste ist. Mosport, auch in meiner ersten Saison, weil mir klar wurde, wie man einen Zweikampf gegen ein Alien (lol!) wie Rühl erfolgreich übersteht; Brands Hatch in meiner zweiten Saison, wo ich erkannt habe, wie mühsam es ist, einen Fehler wieder gutzumachen und sich durchs Feld zu kämpfen und letztlich Watkins Glen in der laufenden Saison, als ich endgültig begriffen habe, dass es kein Auto mitmacht, wenn man zu viel will.
Ich war zwei Saisons ein notorischer Hinterherfahrer und bin in meiner dritten Saison zwar beileibe kein Siegfahrer geworden, aber bin trotzdem üblicherweise ziemlich weit vorne im Feld zu finden. Wer die Ausdauer aufbringt, sich 2 oder 3 Saisons als Lernphase ans Bein zu binden, wird auch heute noch in überlegenen Feldern gute Rennen finden, die ihm viel bringen. Karl ist dafür das beste Beispiel, wie ich finde. Vor diesem Hintergrund kann ich nur jedem Zweifler anempfehlen, mal das "Wagnis" auf sich zu nehmen, un ein GPLLP-Rennen zu bestreiten, oder sich direkt für die GGPLC anmelden. Und wenn das zu viel Herausforderung bedeutet, dann verfolgen wir mal die Sache mit dem Rookie-Cup sehr intensiv weiter.
Schöne Grüße,
C.