aber als Führungskraft hat er meiner Meinung nach versagt und das im großen Stil.
Tatsache ist, dass das Auto zu Saisonbeginn das stärkste war und dass man über die Saison hinweg zurückgefallen ist. Tatsache ist, dass das 2022er Auto ein
riesiger Sprung nach vorn war, verglichen mit dem Vorjahresmodell. Kann man Binotto höchstpersönlich zuschreiben, dass das beste Fahrzeug auf die Räder gestellt wurde? Vielleicht. Dann wäre das mit dem "Versagen im großen Stil" schon wieder hinfällig. Kann man ihm persönlich zuschreiben, dass andere Teams übers Jahr größere Schritte gemacht haben? Weiß ich nicht. Du? Und wenn ja: warum? Kann man ihm persönlich Entscheidungen in der Rennstrategie zuschreiben, oder dass Mechaniker zu doof sind, die richtigen Reifen aus dem Rack zu ziehen? Schwierig, finde ich. Klar hat er
mittelbar Einfluss, durch Personalentscheidungen. Aber es ist ja nun auch nicht so, dass man in einem Katalog blättern und einfach ein Renningenieur-Upgrade von "Sport" auf "Ultimate" vornehmen kann. Solche Leute wachsen nicht auf Bäumen und fähigeres Personal sitzt nicht auf dem Arbeitsamt und wartet nur darauf, eingestellt zu werden. Selbst wenn man also Schwachstellen identifiziert haben sollte, sind diese nicht mit einem Easy Fix instant behoben.
Woran macht man also "Versagen im großen Stil" fest? Du, ich und alle anderen hier schauen auf so ein Team immer nur von außen drauf. Man sieht natürlich die Rennverläufe, die Kommunikation zwischen Team und Fahrer (die aber wiederum nur in Ausschnitten), die Entscheidungen und die Ergebnisse, aber welche Prozesse und Entscheidungen
unmittelbar durch die Teamführung getroffen wurden und welche Konsequenzen sie hatten oder eben nicht hatten, sieht keiner von uns. Wir interpretieren nur.
In jedem Fall bleibt aus meiner Sicht festzuhalten, dass das Team um Welten besser aufgestellt war, als vergangenes Jahr. "Versagt im großen Stil" finde ich deshalb ziemlich unpassend.