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User 2275
Natürlich, aber bitte wirf dann doch nicht ausgerechnet mir vor, parteiisch zu sein, anderen aber nicht.Du bist intelligent genug um zu wissen, dass das nicht funktioniert. Hierzu müsste es nämlich objektive Kriterien geben und die Bewertung von rechtmäßigen, zu laschen oder zu harten Strafen ist schlichtweg subjektiv. Was immer ich Dir als vermeintlichen "Gegenbeweis" liefere, wirst Du genüsslich zerlegen und nicht gelten lassen. Ist aber Dein gutes Recht, würde ich umgekehrt wohl auch.
Ich stimme dir zu, dass sich eine Strafe im Mercedes weniger stark auswirkt als im Mittelfeld und dass man das schlecht beim Strafmaß berücksichtigen kann. Ich stimme dir aber nicht zu, dass sich die Strafen immer in einigermaßen demselben Rahmen bewegen.Mit einem neutralen Blick können wir eigentlich festhalten, dass alle mal Strafen kassieren und dass sich diese auch immer in einigermaßen demselben Rahmen bewegen. Selbst eine ultraharte 30-Sekunden-Strafe hätte am Sonntag nicht alles auf Links gedreht. Dass Hamilton oft genug mit einem blauen Auge wegkommt, liegt ausschließlich an seinem bzw. Mercedes' Speed. So kann er die Folgen einer Strafe oft aus eigener Kraft weitgehend kompensieren, was anderen wiederum nicht gelingt. Das ist aber kein Glück, das ist erarbeitet.
Ein Hamilton fällt durch eine Strafe ins Hinterfeld und arbeitet sich wieder ganz nach vorne. Hat er uns oft genug bewiesen (was u. a. auch daran liegt, dass er nicht immer glimpflich davon kommt, sondern durchaus Strafen auffasst).
Ein Albon hingegen kassiert eine vergleichbare Strafe, wird anschließend überrundet und macht keinen WM-Punkt, weil er im Hinterfeld versumpft ist.
Vergleichen wir mal die folgenden Szenen:
Hamilton schiebt Rosberg von der Strecke, Austin 2015:
In allen Fälle schiebt der Innere den Äußeren einfach von der Strecke, als ob dieser nicht existiere. Dass nur der letzte Fall bestraft wird, hat meines Erachtens genau zwei Gründe - wovon der erste allerhöchstens bei der Höhe der Strafe berücksichtigt werden dürfte, der zweite gar nicht:
- Nur bei Norris' Wegschieben gegen Perez war neben der Strecke ein Kiesbett, in das Perez geschickt wurde und keine asphaltierte Auslaufzone
- Hamilton hatte gegenüber Rosberg ein höheres Standing, genauso wie Verstappen gegenüber Leclerc, auf Grund dessen die FIA weniger dazu geneigt ist, sie zu bestrafen
Da stimme ich dir durchaus zu, aber was meiner Meinung nach beim Strafmaß absolut berücksichtigt werden muss ist, wo ein Vergehen passiert. Eine Berührung in einer Haarnadelkurve oder einer langsamen Schikane zu riskieren bedeutet in der Regel maximal einen kaputten Frontflügel oder Reifen. In einer Hochgeschwindigkeitskurve wie Copse bedeutet eine Berührung dagegen mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Äußere abfliegt und mit hoher Geschwindigkeit in die Streckenbegrenzung einschlägt, Verletzungsrisiko inklusive. Und aus dem Grund erwarte ich, wenn jemand wie in diesem Fall Hamilton dort innen reinhält, dass er verdammt nochmal sicher geht, seine Linie zu halten. Auch wenn das bedeutet, vielleicht etwas langsamer in die Kurve zu fahren als maximal möglich und dadurch den Konkurrenten nicht zu überholen. Und aus dem Grund finde ich, dass eine Kollision wie die am Sonntag auch entsprechend härter bestraft werden muss.Die 25 verlorenen Punkte für Verstappen dürfen eine Strafe auch nicht beeinflussen. Die machen in einem normalen Saisonverlauf vielleicht 7-8% seiner Gesamtpunkte und, wenn wir vorausblicken, im schlimmsten Fall eine einzige Platzierung in der Gesamtwertung aus. Wird ein Russell abgeräumt und kostet das "nur" einen einzigen WM-Punkt, könnte der Zwischenfall im schlimmsten Fall die einzigen Punkte der Saison vereiteln und mehrere WM-Platzierungen kosten; und das Geld, was hinten dran hängt.
Die Beispiele zeigen: es ist schlicht unmöglich, durch Bestrafungen Zwischenfälle zu egalisieren. Was ein weiteres Argument ist, die Folgen eines Zwischenfalls nicht mit einzubeziehen. Strafen können diesen Zweck nicht erfüllen. Strafen erfüllen nur einen Zweck: Fehlverhalten so zu sanktionieren, damit einen Lerneffekt zu erzielen und damit dieses Fehlverhalten in Zukunft zu unterbinden.