mit jedem überführten Betrüger fällt das Ansehen der Sportart. Mit Deinem Beitrag wirst Du niemand überzeugen können, dem professionellen Radsport Vertrauen zurück zu geben.
Ich habe den Glauben und an der Seriösität am Radsport verloren. Noch vor einigen Jahren habe ich mittags die Arbeit unterbrochen, um die Bergetappen zu verfolgen. Heute schaue ich mir nicht mal mehr den Videotext an.
Glaubst du, ich habe Vertrauen in den Radsport? Garantiert nicht! Mir ist bewusst. dass über Jahre flächendeckend systematisch gedopt wurde, sei es Team Telekom, US Postal oder ONCE...wirklich fast alle. Und alle großen Fahrer, mit denen ich jahrelang mitgefiebert habe in den Bergen, Ullrich, Armstrong, Beloki, Heras, Mayo, Gonzales Galdeano, Pantani, Vinokourov, Hamilton, Rumsas, Basso, Mancebo, Karpets, Rasmussen Landis, wohl auch Valverde, etcpp, die wurden alle des Dopings überführt oder man kann zumindest ziemlich stark davon ausgehen, dass sie gedopt waren. Natürlich habe ich dadurch den Glauben in einen fairen Radsport verloren.
Aber ich habe daraus auch gelernt, den Radsport weitaus kritischer zu betrachten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass bei Astana immer noch systematisch gedopt wird. Genauso wohl bei Saunier Duval, was ich allerdings vor der Tour nicht gedacht hätte. Bei Columbia befürchte ich es auch, wenn vielleicht auch nicht das gesamte Team. Aber die Sprintstärke eines Cavendishs macht einen schon nachdenklich. Bei Ricco war mir eigentlich von Anfang an klar, dass er dopt und mein erster Ausruf heute, als ich von seinem positiven Test im Radio gehört hatte, war "Jawoll!", weil damit endlich Gewissheit war, was schon lange befürchtet wurde.
Aber ich denke auch, dass der Radsport eine Zukunft hat und dass das systematische Doping von ganzen Teams eingedämmt werden kann. Und ich als TV-Zuschauer habe das Gefühl, dass man seit diesem Jahr auf einem guten Weg ist. Natürlich wird es immer Doping geben, weil immer irgendwelche neuen Präparate gefunden werden und die Dopingjäger lediglich darauf reagieren können. Aber das flächendeckende Doping der letzten Jahrzehnte ist rückläufig, da bin ich mir recht sicher. Das ist doch schonmal etwas.
Und die Freude an den Etappen ist bei mir fast ungebrochen. Denn der Sport an sich ist faszinierend wie eh und je. Der Radsport ist sicherlich nicht kaputt.